Das Kalenderjahr 2018 ist fast vorbei. Zum Abschluss des Jahres stand Löwen-Geschäftsführer Christian Donbeck nochmals zu einem ausführlichen Interview bereit. Er stellte sich unter anderem einigen Fragen der Löwenfans.
Löwen: Ihr erstes vollständiges Jahr als Geschäftsführer geht zu Ende. Sind Sie zufrieden mit den Fortschritten der Tölzer Löwen?
Donbeck: “Wir gehen in vielen Bereichen in die richtige Richtung. „Zufriedenheit“ ist immer relativ. Man muss immer ein bisschen weiter ausholen und sehen, wo wir herkommen. Genau vor zwei Jahren stand das Tölzer Eishockey vor einem Scheideweg. Vor zwei Jahren stand man vor der Entscheidung, ob und in welcher Form es weiter geht. Ob der Spielbetrieb überhaupt fortgeführt werden kann und wenn ja, in welchen Verhältnissen. Dann hat sich eine unglaublich motivierte Gruppe zusammengetan, die alles dafür getan hat, dass der Spielbetrieb zum Wohle des Tölzer Eishockeys, des Nachwuchs und der Tradition erhalten wird. Das hat riesige Anstrengungen gekostet; der Respekt gebührt auch den Personen, die sich dafür eingesetzt haben. Nichtsdestotrotz stand man wenige Monate später im Finale und hatte den sportliche Aufstieg sicher. Man stand vor der Entscheidung in welche Richtung man geht. Aufstieg oder zieht man nochmals zurück – was mit Sicherheit viele Sponsoren und Fans verärgert hätte – oder geht man dieses berechenbare Risiko und geht in die DEL2 . Wir haben das getan, es war der richtige Schritt. Wir haben es geschafft, dass wir durch viel Einsatz und Engagement auch unserer treuen Fans, Gönnern und Sponsoren die Lizenzierung zur DEL2 zweimal hintereinander geschafft haben. Von dem her sind wir auf dem richtigen Weg. Wir sind auf einem Weg, der nicht einfach und sehr steinig ist, weil wir natürlich aus der Vergangenheit im finanziellen Bereich einiges nachziehen. Viele Strukturen aus der Vergangenheit mussten und müssen wir Schritt für Schritt ändern. Wir sind noch lange nicht da, wo wir sein wollen. Dafür brauchen wir sicher noch eineinhalb Jahre, speziell im wirtschaftlichen Bereich, vor allem dafür, dass wir Saison für Saison ruhig und guten Herzens planen können, aber wir sind auf einem sehr guten Weg. Wir haben viele Bereiche, die wir verbessern müssen und die werden wir je nach Wirtschaftlichkeit und Priorität auch angehen.”
Wie sind Sie mit der sportlichen Entwicklung in dieser Saison zufrieden?
Donbeck: “Wir haben diese Saison einen kleineren Kader, haben uns aber auch auf vielen Positionen verstärkt. Wir haben einige außergewöhnliche Spieler, die aber sehr gut zu Bad Tölz passen. Wir hätten viele Möglichkeiten gehabt mehr Punkte zu holen. Ich kann keinem Spieler einen Vorwurf machen, der einen Fehler macht, denn das macht keiner mit Absicht. Ich werde auch nie (!) über einen Spieler, den Trainer oder sonst jemanden in der Öffentlichkeit oder Presse Kritik üben. Das sind Sachen, die wir intern regeln. Ich bin über jeden Spieler froh, der bei uns spielt, weil sich jeder Spieler hundertprozentig für den Club einsetzt. Wenn wir Spieler haben, die momentan noch nicht in der Verfassung sind, in der sie gerne wären, gilt es mit den Spielern zu sprechen. Das sind alles Menschen. Es sind Spieler, die krank oder verletzt waren, die brauchen dann ihre Zeit, dass sie zu alter Klasse zurückkehren. Ich bin mir tausendprozentig sicher, dass jeder Spieler sein Bestes gibt. Dass das nicht immer klappt, ist klar.
Ich habe aber vollstes Vertrauen in die Jungs. Wir werden zu 100% hinter der Mannschaft stehen. Es gibt keinen Spieler, der es verdient hat in der Öffentlichkeit an den Pranger gestellt zu werden. Es ist zu einfach bei Erfolgen die Mannschaft zu loben und bei Misserfolgen einzelne Spieler herauszusuchen. Das darf es und wird es nicht geben.
Wir haben leider viel liegen lassen. Aus individuellen Gründen. Das müssen wir schleunigst in den nächsten Wochen abstellen, um den Anschluss an Platz zehn nicht zu verlieren – daran werden wir alles setzen. Bei allen Optimismus müssen wir aber realistisch bleiben. Wir sind in unserer zweiten Saison der DEL 2 und dürfen jetzt nicht die Nerven verlieren.”
Die meistgefragte Frage in den letzten Wochen: Sind in nächster Zeit Neuzugänge geplant?
Donbeck: “Wir hatten vor der Saison ein Budget, an das wir uns halten. Das ist immer im Rahmen der wirtschaftlichen Möglichkeiten. Wie bei jedem Club gibt es auch in Bad Tölz Verletzte und Situationen in der Saison, die nicht so laufen, wie geplant – aber so ist der Sport. Wenn wir in Bad Tölz sagen könnten, dass alles nach Plan läuft hätten wir ein Alleinstellungsmerkmal im gesamten deutschen Sport. Nichtsdestotrotz ist wichtig, was mit unserem Kader passiert, wenn er komplett ist. Welche Neuzugänge sind auf dem Markt, die uns dann auch sportlich weiter helfen und im für Bad Tölz wirtschaftlichen Rahmen sind. Momentan ist der Markt leer und die wirtschaftlichen Möglichkeiten begrenzt. Warum sollte ein deutscher Spieler, der hervorragend ist, der in der zweiten oder dritten Reihe eine gute Rolle spielt auf dem Markt sein? Ausländer haben wir bereits vier, also kommt nur ein guter deutscher Spieler in Betracht. Aber wir sind natürlich in Kontakt und halten die Augen offen. Wir würden uns auch verstärken, wenn es wirtschaftlich und sportlich zu uns passt.
Nochmal: Wir können nicht vor der Saison einen Kader aufstellen mit dreißig Feldspielern. Jeder Spieler kostet uns Geld und wir können keine Spieler verpflichten, die zu 80% in der Oberliga spielen und die wir uns dann für zwei, drei Spiele holen. Das geht einfach nicht, in der Situation sind wir noch nicht. Wenn wir mal dort sind ist das schön, aber aktuell gilt es auf unsere Spieler zu bauen und die Eigengewächse so zu entwickeln, dass sie DEL2 spielen können. Da sind wir mit Heinzinger, Horschel, Reiter, Tosto, Slezak und anderen auf einem sehr guten Weg.”
Gibt es Verhandlungen bezüglich Arbeitnehmerüberlassungserklärungen mit DEL-Clubs?
Donbeck: “Eine ähnliche Situation. Man braucht einen Club, der vermeintlich die Playoffs in der DEL nicht schafft und einen Spieler, der bereit ist, nach Bad Tölz zu kommen. Dann brauchen wir das Signal vom abgebenden Verein, dass er bereit ist den Spieler abzugeben. Außerdem kommt es auch auf den Kooperationspartner des DEL-Clubs an. Dann können wir mit Arbeitnehmerüberlassungserklärungen oder Einstiegen in Verträge arbeiten. Bekanntlich sind aktuell 22 Tölzer in der ganzen Welt unterwegs. Sarkastisch gesagt: Wenn wir nur 10% zurückbekommen ist es super. Aber die haben natürlich alle bestehende Verträge und spielen bei Top-Clubs.”
Ist eine Rückkehr von ehemaligen Spielern denkbar? Stehen Sie in Kontakt mit ihm?
Donbeck: “Es ist so, dass wir, wenn Andreas Schwarz im Januar zurückkommt, sieben Verteidiger haben. Wenn wir jetzt einen Spieler verpflichten sind die Türen zu für Arbeitnehmerüberlassungserklärungen, denn es spielt keiner ehrenamtlich in Bad Tölz. Es ist selbstverständlich, dass ein Spieler mit der Qualität eines Kolacny oder Frank entsprechend bezahlt werden müssen. Man muss auch das Gesamtpaket betrachten, was beispielsweise bei Lohnsteuerklasse 6 passiert, wenn sie hauptberuflich arbeiten und wie das ganze umsetzbar ist.”
Wäre im Nachhinein betrachtet eine Kooperation mit einem DEL-Club sinnvoll gewesen?
Donbeck: “Man kann im Nachhinein immer alles anders betrachten. Fakt ist: Zu dem Zeitpunkt, an dem wir Kooperationen machen wollten, hat München die Kooperation mit dem SC Riessersee abgewartet – das finde ich auch völlig korrekt. Egal welchem Verein es schlecht geht, da muss man es positiv sehen, wenn dein Partner zu dir steht. Das hat München mit dem SCR gemacht. Wenn wir uns in einer schlechten Phase befinden, würden wir auch wollen, dass unser Partner zu uns steht. Es gab auch die Überlegungen mit Nürnberg. Man muss allerdings sehen, wie viele Spiele die Förderlizenzspieler in Bietigheim wirklich gemacht haben. Bietigheim spielt seit Anfang der Saison zu 80% mit drei Reihen.
Ingolstadt oder andere Vereine hatten schon einen Kooperationspartner. Wir können in Tölz nicht sagen, dass wir einen Kooperationspartner suchen, woraufhin in der DEL fünf Clubs „Hurra“ schreien. Es ist so, dass es bestehende Kooperationsvereinbarungen gibt, bei denen man sehen muss, wie es für Bad Tölz umsetzbar ist. Dann müssen wir sehen, wie die Realität aussieht und wie oft diese jungen Spieler zur Verfügung stehen. Dazu kommt, dass diese jungen Spieler entwickelt werden müssen. Es bringt nichts, wenn wir sie in die vierte Reihe stecken, in der sie vier oder fünf Einsätze pro Spiel bekommen. Das hat dann nichts mehr mit einer Entwicklung eines jungen Spielers zu tun. Die Kooperationspartner verlangen, dass die Spieler eine gewisse Eiszeit bekommen. Das ist nicht so einfach.”
Für die Zukunft ist es allerdings nicht ausgeschlossen?
Donbeck: “Wir werden alles dafür tun, dass wir für die Zukunft eine sinnvolle Kooperation für alle Beteiligten umsetzen können.”
Wie weit sind die Personalplanungen für die kommende Saison, auch im Hinblick auf „Tölzer für Tölz“?
Donbeck: “Man kann es etwas sarkastisch sagen: Ich finde es unverschämt, dass Tölzer irgendwo anders spielen. Wenn die alle in Tölz spielen würden, hätten wir sechs hervorragende Reihen.
Es ist natürlich ganz klar, dass ein Ehliz, Holzer, Abeltshauser, Pfleger, Pföderl, Andreas und Tobias Eder, Huss, Kammerer, Kornelli, Körner, Schönberger usw. bei Top-Clubs spielen. Natürlich schauen wir in erster Linie, wie die Entwicklung der Mannschaft in dieser Saison ist. Dann stellen wir uns die Frage, in welchen Bereichen wir uns für die nächste Saison verbessern müssen. Auch in Anbetracht der Wirtschaftlichkeit. Finanziell gut ist vor allem eine Verpflichtung von Spielern, für die keine Nebenkosten – also zum Beispiel die Wohnung, Wechselgebühren usw. – anfallen. Das sind Kosten, die wir uns einfach sparen können. Da gilt es so schnell, wie möglich die Weichen zu stellen und dann früh genug – also im Januar – mit den Spielern, die zu uns passen, Kontakt aufzunehmen. Aller Voraussicht nach werden wir bereits morgen einen weiteren wichtigen Bestandteil des Teams für die kommende Saison bekannt geben.
Ganz oben muss aber stehen, dass wir wettbewerbsfähig sind. Es bringt uns nichts, wenn wir mit 22 Tölzern um den Abstieg spielen. Wir müssen die Waage finden, welche Tölzer die Qualität so nach oben bringen, dass wir Jahr für Jahr besser werden.”
Wie ist die aktuelle finanzielle Situation, auch bezogen auf den Zuschauerschnitt?
Donbeck: “Der Zuschauerschnitt ist in Bad Tölz immer schwer zu planen. Es gibt das positive Wetter, das negative Wetter. Dann ist hier einmal Fußball, da einmal eine Wahl. Wenn man die Städte in der DEL2 von der Größe, Infrastruktur und Wirtschaftskraft vergleicht, ist das so auch in Ordnung. Wenn in Frankfurt oder Kassel drei- oder viertausend Zuschauer im Schnitt sind, dürfen wir nicht meckern, dass in Tölz so wenige kommen. Wir haben 16.000 Einwohner und im Umkreis auch viele weitere Eishockeyvereine. Wir sind mit der Entwicklung, nach dem Wegfall der Derbys gegen Garmisch, zufrieden. Wir sind ungefähr 50-100 Zuschauer hinter dem Plan. Wir denken aber, dass wir nach den Heimspielen von Weihnachten und Sylvester ziemlich genau auf unseren Schnitt kommen können. Da ist es natürlich auch wichtig, dass wir sportlich attraktives Eishockey bieten. Das ist das einzige, das wir vermarkten können. Es kommt keiner, weil wir einen schönen Videowürfel haben oder das Stadion so schön ist. Es geht darum, dass wir sportlichen Erfolg haben und da sind wir natürlich auf den Erfolg unserer Mannschaft angewiesen.”
Kürzlich fand der „Tag der Schulen“ statt“. In Zukunft soll es noch mehr dieser Art geben, unteranderem einen „Bayerischen Spieltag“. Würden Sie das genauer ausführen?
Donbeck: “Wir haben den einen oder anderen speziellen Spieltag besonders im Januar und Februar geplant, an dem wir versuchen das Stadion voll zu bekommen. Auch mit einem bayerischen Rahmenprogramm, auf unsere Mentalität bezogen. Oder auch ein Faschingsspiel. Wir werden vieles versuchen und angehen. Ob es der Schlüssel zum Erfolg ist, werden wir sehen, aber wir werden mit Sicherheit unsere Erfahrungen daraus ziehen und wir möchten schauen, dass wir so viele Leute, wie möglich ins Stadion bringen. Ich bin aber weiterhin der Meinung unser DEL2-Eishockey herzuschenken wäre falsch. Wenn wir von unserem Eishockey so wenig halten, dass wir nur so die Halle vollbekommen, sind wir auf einem sehr schlechten Weg. Wir müssen Wege finden und Aktionen starten, um die Zuschauer zu begeistern.”
Am Tag der Schulen gab es wieder eine Feuershow zum Einlauf. Ist das in Zukunft öfter geplant?
Donbeck: “Ja! Natürlich versuchen wir ein gewisses Rahmenprogramm zu bieten. Es ist allerdings so, dass das alles geplant und umgesetzt werden muss. Wir haben da mit Martin Klingelhöfer einen enorm loyalen Partner, der uns immer zur Verfügung steht. Das ganze ist aber mit Kosten verbunden. Martin Klingelhöfer ist einer, der uns gerne hilft, nur ist das alles mit Kosten verbunden. Wir haben im Umfeld des Spielbetriebs mit Ordnern, Sanitätern, Bankteam und so weiter 42 Personen angestellt. Das geht alles nicht von heute auf morgen und muss alles strukturiert und durchgeplant sein. Wir werden Stück für Stück – je nach unseren Ressourcen – Rahmenbedingungen schaffen, die dem Zuschauer etwas bieten.”
Diese Saison gibt’s erstmals eine SpradeTV-Übertragung aus Bad Tölz. Können Sie sagen, wie die Tölzer Löwen im Hinblick auf die Buchungen im Ligavergleich liegen?
Donbeck: “Ich denke, dass unser SpradeTV-Team sehr gut ist. Wir werden oft gelobt, auch für die Bildqualität. Das Team von Florian von Guttenberg, Max Ginhart und Viona Harrer hängt sich zu 100% rein. Sie machen das sehr gut. Man hört zu 95% nur positive Resonanz. Dass das Netz im Sichtfeld ist, kann nicht verhindert werden, das hat sicherheitstechnische Gründe.
Wir liegen im guten Durchschnitt der DEL2. Das resultiert eben aus dem guten Team, das an der Übertragung arbeitet. Ich denke, wir sind auf einem sehr guten Weg. Die Ausgaben und Einnahmen werden dieses Saison auf +/- 0 herausgehen. Wir hatten die Anschaffungskosten und haben die Personalkosten. Ab nächster Saison sind wir dann auch wirtschaftlich auf einem guten Weg.”
Was kommt 2019 auf die Tölzer Löwen zu?
Donbeck: “Viel Arbeit! Ich bin seit eineinhalb Jahren hier. Es macht meist großen Spaß. Es ist aber auch sehr viel Arbeit, weil wir eine schlanke Struktur haben, auch aus wirtschaftlichen Gründen. Wir werden weiterhin die Finanzen, die uns zur Verfügung stehen, in die Mannschaft und unseren Nachwuchs investieren. Das ist ganz wichtig. Auch wenn es mit mehr Mitarbeitern einfacher wäre, aber die wirtschaftlichen Möglichkeiten haben wir momentan nicht. Wir müssen uns in allen Bereichen verbessern und aus unseren Erfahrungen lernen. Wir müssen es leben, dass es um den EC Bad Tölz geht, dass es um Zusammenhalt in guten, wie in schlechten Zeiten geht. Wenn wir das weiterhin mit so viel Herzblut und Engagement angehen und sich viele auch damit auseinandersetzen, dass die DEL2 in allen Bereichen teuerer, als die Oberliga ist, sind wir auf einem sehr guten Weg. Wir sollten bei allem Optimismus auch unseren Realismus nicht verlieren. Wir sind in Bad Tölz, wir sind im zweiten DEL2-Jahr. Wir kommen aus einer schwierigen Situation und wir tun alles dafür, dass wir den Standort Bad Tölz sichern. Wir dürfen nicht von Luftschlössern träumen, die zusammenfallen, wie ein Kartenhaus.
Bei unseren Zuschauern und Sponsoren möchte ich mich unglaublich für die Loyalität bedanken. Ich wünsche allen einen guten und vor allem einen gesunden Rutsch ins neue Jahr. Viel Gesundheit und Erfolg für die Zukunft.”