Bad Tölz, kurz vor sechs Uhr morgens. Noch ist es Nacht. Sternenklar und kein Zeichen des anbrechenden Tages zu sehen. Der Reporter steht etwas müde am Spielereingang der RSS-Arena. Ein Auto fährt vor, Scheinwerfer blenden, der Wagen stoppt. Heraus springt, breit grinsend und glänzender Laune, Johannes, Torwart des U15-Teams des EC Bad Tölz. Ein fröhliches „Guten Morgen“ in die kleine Runde schlaftrunkener Eltern und schon ist er durch den Eingang verschwunden. „Hallo“ grüßt Steven freundlich und bester Dinge. Er ist Stürmer der U13-Knaben, sein Vater hat ihn gerade aus Königsdorf gebracht.
Was hier los ist? Kinder die gerne aufstehen, voller Elan und Vorfreude den Tag angehen, der für sie zweimal die Woche um 6:20 Uhr auf dem Eis beginnt. So früh? Das spielt für niemanden eine Rolle, wie die Mädels-Combo der U13 um Sascha und Stella gerne bestätigt. Und Maxi ergänzt: „Ich stehe heute viel lieber auf als sonst, wenn nur Schule ist.“ Es ist Frühtraining beim ECT.
Auch genug Schlaf und richtige Ernährung machen einen Sportler aus
Auch Lubor Dibelka freut sich sehr über den Eifer und die Begeisterung der zwei Dutzend Kinder.
Der Skillscoach des ECT und Profi der Tölzer Löwen hat mit Hilfe von Präsident Hubert Hörmann, Jugendleiter Markus Strauß und Chefcoach Florian „Flocko“ Funk das Projekt ins Leben gerufen. Dabei ist dem Trainer Dibelka nicht nur die Entwicklung der Spieler und Spielerinnen durch die zusätzliche Eiszeit wichtig. Beim frühen Training mit viel Spaß und technikorientierten Einheiten ohne in der Früh komplett ausgepowert zu sein, soll den jungen Tölzern mehr vermittelt werden als nur Eishockey. „Sie sollen auch lernen, wie wichtig der ausreichende Schlaf vorher ist“, betont Lubor Dibelka und ergänzt: „Auch die richtige Ernährung spielt einen zentrale Rolle“.
Dass das nicht nur dahingesagt ist, beweist der Profi tatkräftig: Er kauft ein, presst Orangensaft, bereitet Smoothies zu und hilft Patrick Czapla und Steffi Gmeiner, die an diesem Tag Obst in eine Mischung aus Quark und Joghurt schneiden und das Frühstück zubereiten.
Auch die Stadtwerke Bad Tölz sind mit im Boot. Die Eismeister treten ihren Dienst extra früher an, um das morgendliche Training zu ermöglichen. Stefan Riesch und Robert Schumacher, die heute das Eis bereiten, sind angetan. Zunächst seien sie etwas skeptisch gewesen, aber als sie sahen, wie viele Kinder begeistert mitmachen, stellten sie sich gern in den Dienst der guten Sache. „Hut ab vor allen Beteiligten“ meinen sie zu Recht.
„Das Gehirn ist dann schon eingeschaltet.“
Domingo Grafunder, der diesmal allein die Sportler auf dem Eis trainiert, weil der verletzte Lubor Dibelka nur von der Bande aus Tipps geben kann, ruft zum Ende. Wenig später setzen sich die Buam und Madln frisch geduscht und mit strahlenden Augen an den Tisch. Den Kindern schmeckt es sichtlich und sie sind perfekt vorbereitet für die Schule. Pausensemmeln von der Bäckerei Meier aus Reichersbeuern inklusive. Jetzt kommt der Abschlussservice mit George Bares und Peter Kathan zum Einsatz. Damit alle rechtzeitig zum Unterricht erscheinen, werden die jungen Eishockeycracks mit den Vereinsbussen zur ihren jeweiligen Schulen chauffiert, wo sie mehr als pünktlich eintreffen.
Wie es dann in der Schule geht? Lukas meint: “Super! Das Gehirn ist nämlich dann schon eingeschaltet“. Und Mannschaftskamerad Luis sieht es praktisch: „Wir haben eh‘ gleich Schwimmen. Da musste ich jetzt nicht mal duschen.“ Auf den Nachmittag freuen sich sowieso alle: Da ist nämlich endlich wieder Training.
Zweimal wöchentlich veranstaltet ECT-Skillstrainer Lubor Dibelka frühmorgens Techniktraining. Dabei wird er von Trainerkollegen aus dem Nachwuchsbereich unterstützt. Ein Betreuer- und Eltern-Team organisiert das Umfeld einschließlich Frühstück und Shuttle-Service zu den Tölzer Schulen.
Impressionen unter https://www.youtube.com/watch?v=6L9E2GmKKYg