Maximilian Franzreb und Bad Tölz – das passt. Nicht nur in der Geburtsurkunde, sondern auch auf dem Eis. Nach starken ersten Monaten im Löwentrikot, möchte der Torhüter in der kommenden Saison an die Leistungen anknüpfen.
Löwen: Servus oder doch lieber Moin(?), Maxi.
Franzreb: Habedere.
Maxi, wieso sollten sich die Löwenfans unbedingt eine Dauerkarte kaufen?
Weil wir da weitermachen werden, wo wir aufgehört haben.
Kurzer Rückblick auf die letzte Saison:
Der Schritt in die DEL2 kam für einige überraschend. Hat dir in der DEL das Vertrauen gefehlt?
Auf jeden Fall. Das Vertrauen, das ich jetzt in Bad Tölz oder damals in Weißwasser bekommen habe, hatte ich in Berlin nicht. Ich hatte zwar einzelne Chancen, aber durfte mich nie über einen längeren Zeitraum empfehlen.
Das ist dann aber dementsprechend auch dein Ziel? Dich in die DEL zu fangen?
Genau. Es ist schade, dass wir letzte Saison keine Playoffs spielen durften. Das Team war so gut, ich denke wir hätten es sogar bis ins Finale schaffen können. Ein Großteil der Mannschaft für nächste Saison steht ja schon, jetzt hoffe ich dass noch gute Ergänzungen kommen und dass wir wieder so angreifen können. Hauptsache unter die ersten sechs und dann wieder voll angreifen.
Was hat die Löwen letzte Saison besonders gemacht?
Ich bin an meinem ersten Tag in die Kabine gekommen und war zuhause. Ich habe mich direkt wohl gefühlt, die Jungs haben mich so aufgenommen, als würden sie mich schon über Jahre kennen. Alle waren super freundlich und hilfsbereit. Es war ein unglaublicher Teamgeist. Zum Beispiel, als wir von den Auswärtsspielen kamen, haben alle mitgeholfen so schnell wie möglich alles auszuräumen, dass nicht alles an Hacky und Opa oder an den jungen Spielern hängen bleibt. Da haben auch die ältesten Spieler mitgeholfen.
Hätte ja kaum besser anfangen können für dich: Ein Gegentor in den ersten beiden Heimspielen. So etwas kann man sich vermutlich nicht mal erträumen oder?
Das war ein super Einstieg. Man muss aber dazu sagen, dass ich nicht alleine auf dem Eis stand. Ab und zu muss man mal einen halten, aber was die Jungs in den Spielen weggeblockt haben – so eine Verteidigung hatte ich lange nicht mehr.
Vor genauer einer Woche wurde das Lizenzverfahren abgeschlossen. Verfolgt man den Tag der Lizenzbekanntgabe auch als Spieler genauer?
Ja, auf jeden Fall. Es ist nie – gerade in der aktuell schwierigen Zeit – selbstverständlich, dass jeder Verein seine Lizenz bekommt. Da ist es hin und wieder auch möglich, dass es einen Verein trifft. So ist das Geschäft. Das ist dann schon schade, dass ein Club wie Bietigheim die Lizenz nicht erhält, weil sie in den letzten Jahren eigentlich immer ein Top-Team waren.
Wie sieht ein normaler Sommertag bei dir aktuell aus?
Ich stehe auf…
Guter Start.
Finde ich auch. Trinke meinen Kaffee und gehe mit meinen Hunden raus. Dann stehen ein, zwei Stunden Training und danach Frühstück an. Nachmittags liegen dann oft verschiedene Sachen an. Ich helfe gerne im Garten bei meinen Eltern oder in der Firma der Eltern meiner Verlobten. Ein oder zweimal pro Woche trainiere ich auch zweimal täglich. Natürlich genieße ich auch die freie Zeit und besuche viele Freunde und Familie.
Wie kann man sich das Sommertraining eines Torhüters vorstellen?
Montag, Mittwoch und Freitag Beine und Core, also alles ziemlich torhüterspezifisch. Dass man auf dem Eis noch schneller von links nach rechts kommt. Dienstag und Donnerstag eher Oberkörpertraining, um die Beine erholen zu lassen. Am Samstag dann meistens eine Runde mit meiner Verlobten und den Hunden laufen. Sonntags habe ich frei.
Wann geht’s zurück nach Bad Tölz?
Das kommt noch auf den Termin für den Vorbereitungsstart an. Wenn die Vorbereitung normal im August los geht, werde ich Mitte Juli da sein. Wir wissen ja noch nicht genau, wie der Spielbetrieb aussieht. Im Normalfall komme ich aber eineinhalb, zwei Wochen vor Vorbereitungsstart wieder nach Bad Tölz.
Deine Verlobte und die Hunde dann direkt mit “im Gepäck”. War es schwierig deine Verlobte als gebürtige Hamburgerin zu überzeugen mit nach Bayern zu kommen?
Überhaupt nicht. Sie hat sich bei all meinen Stationen entschieden mitzukommen, obwohl ich es ihr nie aufgezwungen habe. Aber sie wollte von Anfang an mit und hatte damit nie ein Problem. Natürlich findet man es an dem einen Ort mal schöner oder findet mehr Freunde, als an einem anderen. Aber ich finde es schön, dass sie immer mitgekommen ist und dass man die Zeit zusammen verbringen kann. Dann sitzt man nicht den ganzen Tag alleine zuhause, sondern kann Dinge gemeinsam unternehmen und hat neben dem Eishockey auch noch etwas.
Du bist in Bad Tölz geboren, warum und wann hast du die Stadt in jungen Jahren verlassen?
Mit sieben Jahren haben sich meine Eltern getrennt. Ich bin dann mit meiner Mama und ihrem neuen Lebenspartner, der aus Hamburg kam und mit dem ich ein gutes Verhältnis habe, nach Hamburg gezogen. Seitdem habe ich da gespielt. Es war also nicht sportlich bedingt.
Welche Stadt ist schöner? Hamburg oder Bad Tölz? Sag nichts Falsches.
(Lacht) Es ist beides meine Heimat. Ich war aber über die Hälfte meines Lebens in Hamburg. Ich bin auch immer gerne zuhause in Bad Tölz, wo ich geboren bin. Aber Hamburg ist schon ein etwas größeres Zuhause.
Denkst du das neue Löwengoalie-Duo wird auf und neben dem Eis funktionieren?
Ja, das wird super funktionieren. Für mich spricht nichts dagegen. Ich finde es gut, dass Henrik als junger Torhüter auch eine Chance bekommt. Ich bin niemand, der ihm irgendetwas Schlechtes wünschen würde. Ich hatte in meiner Karriere viele ältere Torhüter als Nummer eins über mir, die nicht immer so offen und freundlich waren. Ich werde das auf jeden Fall anders machen und gönne ihm jeden Einsatz. Ich hoffe er holt das Maximale aus ihm heraus.
Wie schätzt du die Qualität der Liga in der kommenden Saison ein? Gestärkt durch Auf- und Abstieg oder geschwächt durch Corona-Probleme?
Ich denke, dass die Liga trotz Corona von Jahr zu Jahr besser wird. Vielleicht müssen die Spieler auf einen 100er verzichten, aber wir wissen alle, wie wichtig das jetzt war, dass alle gesund bleiben. Auch wenn jetzt nicht das Geld da ist, wie es vorher war. Dafür hat man immer noch den Job, den man liebt. Man konnte das Hobby zum Beruf machen, darüber sollte man eigentlich am Glücklichsten sein.
Was war der schönste Save deiner Karriere?
Ein Save zuhause bei den Hamburg Freezers. Mein erstes Heimspiel, mein zweites Spiel insgesamt. Nach meinem 2:0 in Wolfsburg lagen wir gegen Ingolstadt im letzten Drittel 0:1 hinten und waren in doppelter Unterzahl. Ich habe einen Direktschuss nach Pass von Taticek auf Greilinger – oder umgekehrt – gehalten und wir haben das Spiel danach noch 3:1 gewonnen.
Hast du eine Art Torhüter-Vorbild?
Ich war zweimal im Development Camp in Los Angeles. Da hat mich Jonathan Quick natürlich beeindruckt. In Berlin und Hamburg hatte ich Dimitrij Kotschnew und Petri Vehanen als Partner, das sind schon Marken.
Danke für deine Zeit! Wir sehen uns auf dem Eis.