Löwen: Tyler, erste und derzeit wichtigste Frage: Wie geht´s dir? Bist du gesund?
McNeely: Ja, mir geht´s gut, danke. Ich versuche alle richtigen Dinge zu tun, um mich und meine Familie gesund zu halten. Das ist denke ich zurzeit das Wichtigste, etwas nachdem wir alle streben sollten: Die für die Gesundheit richtigen Dinge tun, Hände waschen und die Hygiene-Regeln beachten. Soweit ist alles gut bei mir.
Du hast den kompletten Sommer in Deutschland verbracht. Wie war das für dich?
Es war eine großartige Erfahrung. Es war schön hier den ganzen Sommer zu sein und mit den Jungs – natürlich unter Einhaltung der Hygieneregeln – gemeinsam trainieren zu können. Wir haben kleinere Ausflüge rund um Deutschland gemacht. Es war also sowohl für mich, als auch „Jackie“ (seine Ehefrau, Anm.d.Red.) ein schöner Sommer.
Ein langer Sommer bedeutet auch viel Zeit für Sommertraining. Hast du es mittlerweile satt?
Es war ein langer Sommer, das stimmt. Es war wahrscheinlich die längste Zeit, die ich jemals abseits der Eisfläche verbracht habe. Das ist natürlich schon ermüdend. Auf der anderen Seite konnte ich auch ein paar kleine Pausen einlegen, mir das Sommertraining gut auf- und einteilen, damit ich für den Saisonstart bereit bin. Ich kann es kaum erwarten, zurück aufs Eis zu dürfen. Jeder Tag, den du abseits des Eises verbringst, verstärkt die Lust auf Eistraining.
Im Spiel müsst ihr in euren Wechseln oft 30-45 Sekunden Vollgas geben und euch dann auf der Bank schnell wieder erholen. Trainiert ihr auch in diesen Zeitbereichen?
Ja, absolut, wir versuchen schon so zu trainieren. Wir versuchen etwas Abwechslung reinzubekommen. Deswegen trainieren wir mal eher Kraft, dann machen wir HIIT-Workouts (High Intensity Interval Training, Anm.d.Red.) und bestimmte Einheiten, bei denen man eine gute Balance aus Kraft und Schnellkraft trainiert. Zusätzlich natürlich auch Cardio, damit wir mindestens die 60 Minuten Spielzeit Vollgas geben können. So bin ich im Training aufgewachsen und so mag ich es auch immer noch zu trainieren. Also trainiere ich oft 45 Sekunden, mache dann ein, zwei Minuten Pause und dann geht´s weiter.
Würdest du dich selber eher als Konditions- oder Kraft-Typ bezeichnen?
Ich möchte sagen, dass es eher in die Kraft-Richtung geht. Aber ich denke auch, dass meine Kondition sehr gut ist. Ich versuche, die beiden Sachen einfach so gut zu balancieren, wie es im Training möglich ist, damit man sich nicht zu sehr auf eine Komponente versteift.
Was viele nicht wissen: Du hast seit deiner Jugend auch regelmäßig Karate ausgeübt…
Richtig. In Kanada arbeite ich seit über 17 Jahren mit einem persönlichen Trainer zusammen. Er ist ein Meisterlehrer in Kampfkunst. Das ist also ein Teil meines Trainings geworden. Mir gefällt der mentale Fokus, den du aufbauen musst und das Konditionstraining, das du bekommst, ist einzigartig. Das Selbstvertrauen, das man dort aufbaut, hat sich für mich auch auf dem Eis widergespiegelt. Mir macht Karate großen Spaß und es hat mir auch beim Eishockey weitergeholfen.
Hast du eine Klasse, einen bestimmten Gürtel erreicht?
Ja, ich habe einen schwarzen Gürtel (höchste Grundstufe, Anm.d.Red.) – mittlerweile schon seit 17 Jahren. Das ist schon etwas, auf das ich sehr stolz bin. Ich bin einfach seit vielen Jahren an Karate hängen geblieben, es gibt mir enorm viel.
Trotz des Kampfsports neben dem Eis hast du vergangene Saison die wenigsten Strafminuten deiner Karriere genommen. Würdest du sagen, dein Spiel wurde über die Jahre etwas intelligenter?
Ja, wenn man älter wird, lernt man wann das Team welche Aktion von dir braucht. Letzte Saison musste ich viel auf dem Eis stehen, musste eine – wie du sagst – etwas intelligentere Rolle einnehmen und durfte kaum Strafminuten nehmen. Diese Emotionen unter Kontrolle zu behalten war etwas, woran wir als Team und ich persönlich über die ganze Saison gearbeitet haben. Kevin (Gaudet, Anm.d.Red.) hat mir das auch etwas beigebracht. Auf dem Eis zu stehen, ist manchmal für das Team wertvoller, als ein Zeichen zu setzen. Natürlich gibt es auch bestimmte Zeiten, in denen du einem Teamkollegen den Rücken freihalten musst oder für sich selber einstehen muss. Ich denke aber, ich lerne mit dem Alter, wann solche Zeiten gekommen sind. Ich versuche auf jeden Fall intelligenter zu spielen.
Die langen roten Bärte sind ein herausstechendes Merkmal für dich und Shawn Weller geworden. Was ist die Geschichte dahinter?
Wir haben in Rosenheim damit begonnen. Wir haben viel zusammen unternommen und haben dann irgendwann damit angefangen. Es gab verschiedene Entwicklungen: Von einem roten Vollbart, über einen Schnurrbart bis hin zu einem Ziegenbart. Da kam einfach eines nach dem anderen, wir haben etwas mit den verschiedenen Stilen gespielt und hatten Spaß dran. Sein Bart ist dann ziemlich regelmäßig geblieben, meiner hat sich über die Jahre hinweg doch immer wieder verändert. Es ist während der Saison aber schon nett, so einen Bart zu haben. Ich denke, es bringt auch ein bisschen mehr Ehrfurcht beim Gegner und schützt dich auch etwas vor dem Puck. Außerdem ist es im Winter etwas, was dich warmhält.