Seit Mitte Januar ist Ralph Bader Geschäftsführer der Tölzer Löwen. Nach dem sportlichen Abstieg aus der DEL2 arbeitet er nicht nur an der Zusammenstellung der neuen Mannschaft, sondern kümmert sich auch um die Pflege und die Gewinnung von Sponsoren. Im großen Sommer-Interview blickt er auf bewegte Monate zurück und gibt einen Ausblick auf die neue Saison, die im Herbst dieses Jahres beginnt.
Ralph, Du bist nun fast fünf Monate Geschäftsführer der Tölzer Löwen, hast Du noch Spaß an Deinem neuen Job?
Ja klar, es gab noch keinen Tag, an dem ich meine Entscheidung bereut hätte. Es bereitet mir einfach richtig Freude, an so einem Traditionsstandort wie Bad Tölz zu arbeiten.
Auch noch nach der großen Enttäuschung, dem sportlichen Abstieg?
Mich haben am selben Abend, als der Abstieg feststand, viele Fans gefragt, ob ich jetzt noch weitermache oder aufhöre. Ich war über diese Frage sehr überrascht, denn die stellte sich für mich gar nicht. Auf- und Abstieg gehören im Sport doch dazu und es wäre ja wohl mehr als feige, sich dieser neuen Herausforderung nicht zu stellen und alles hinzuschmeißen. Außerdem habe ich tolle Mitarbeiter und mit Hubert Hörmann einen loyalen Beiratsvorsitzenden, der mich ja nicht nur für drei Monate geholt hat, sondern für die weitere Zukunft des Tölzer Profi-Eishockeys. Er lässt mich in Ruhe arbeiten, es macht Spaß, sich gegenseitig auszutauschen. Hubert Hörmann und Sepp Hintermaier helfen mir, wo es nur geht. Ich konnte nicht mehr viel in die alte Saison eingreifen, nun habe ich die Möglichkeit, eine Saison selbst zu gestalten und zu entscheiden, das ist sehr reizvoll.
Die TEG hatte innerhalb eines Jahres drei Geschäftsführer wie lange überlebst Du?
Da muss man schon differenzieren, es gab bei meinen zwei Vorgängern verschiedene Gründe, auf die ich gar nicht mehr eingehen will, aber ich habe schon vor, hier etwas aufzubauen, zu bewegen. Ich sehe meinen Job eher mittel- und langfristig, denn ich habe wieder Lust auf Eishockey und dieses verrückte Geschäft. Wir haben schnell für Ruhe im Umfeld gesorgt und es auch nach dem Abstieg geschafft, dass es ruhig bleibt. Das sind Dinge, die enorm wichtig sind, wenn man an einem neuen Standort arbeitet. Es haben viele dazu beigetragen, egal ob sie bei der TEG oder beim ECT sind – wir arbeiten gemeinsam für das Tölzer Eishockey.
Was meinst Du mit „verrücktem Geschäft“?
Im Eishockey entwickelt sich Vieles. Vor allem Angebot und Nachfrage an Spielern und die entsprechenden Preise. Wenn man, wie ich, einige Jahre raus war und die Dinge aus der Ferne betrachtet, sieht man erst die Entwicklungen. Früher hat man mit einem jetzigen guten Oberliga-Etat in der DEL 2 gespielt, dies ist jetzt aber nicht mehr möglich. Die Preise an Gehältern und vor allem die ganzen Kosten drum herum an einem Spieltag sind explodiert. Fixkosten an Liga, Schiedsrichter, Sicherheitsdienst, Ordner, Ausrüstung, Mieten für Spielerwohnungen und vieles mehr erhöhen sich ständig. Wenn man die ganzen Kosten und Abgaben abzieht, bleiben uns von den Einnahmen durch die Eintrittskarten nur noch etwa 50 Prozent übrig. Trotzdem senken wir die Eintrittspreise für die Oberliga etwas und geben die Mehrkosten nicht, wie in der freien Wirtschaft üblich, an die Zuschauer weiter.
Wie kann man diese Mehrausgaben stemmen?
Das ist die große Kunst eines jeden Einzelnen. Der eine gewinnt einen neuen großen Hauptsponsor, der andere hat Gesellschafter die tiefer in die Tasche greifen oder der Club hat ein hohes Zuschauerpotenzial.
Wie ist die Situation in Bad Tölz?
Das Tölzer Eishockey hatte mit „Wee“ einen Hauptsponsor, der sehr viel gegeben hat, aber auch sehr viele kleine und mittelständische Unternehmen, die schon seit Jahren unterstützten. Mit „Wee“ konnte man es sich leisten, Top-Spieler zu holen, alles drumherum zu bezahlen und dann auch sportlich oben mitzuspielen. Hier war es keine Kunst, erfolgreich zu sein, denn das notwendige Geld war einfach vorhanden. Dies ist allerdings nun schon länger vorbei und erstmals steht uns eine Saison bevor, in der uns keine staatliche Unterstützung oder „Wee“ helfen wird.
Wie wirkt sich das wirtschaftlich und sportlich aus?
Wir fahren den Etat um circa eine Million gegenüber der DEL2-Saison herunter. Ich glaube, dass wir einen Etat in der Oberliga haben, der sich im Mittelfeld der Liga bewegt. Es gibt einige Mannschaften, die einen höheren Etat haben, aber das ist auch legitim und gehört zum Sport. Wir müssen einen anderen Weg gehen. Wir wollen eine junge hungrige Mannschaft aufbauen, mit vielen Tölzer Eigengewächsen. Jeder, der aus unserer Sicht spielen kann, soll auch in der Oberliga eine Chance bekommen. Das ist jetzt unser Vorteil, denn der Sprung von der DNL in die DEL2 war schon enorm – jetzt in die Oberliga ist es sportlich einfacher. Ich glaube, dass wir zusammen mit Rosenheim den besten Nachwuchs in dieser Liga haben und das müssen wir nutzen, vor allem wenn wir nicht so viel Geld wie andere Mannschaften zur Verfügung haben.
Wie sieht es an der Sponsorenfront aus?
Ich habe schon immer gesagt, dass Haltearbeit genauso wichtig ist, wie neue Sponsoren zu gewinnen. Viele Fans bewerten einen Geschäftsführer schnell nach seinen kurzfristigen Erfolgen, beispielsweise ob er einen neuen großen Sponsor holt. Nach einem sportlichen Abstieg und zwei Corona-Jahren ist es aber mehr als schwer, hier Erfolge zu verbuchen. Sehr viele Unternehmen in der Region helfen schon, darüber bin ich sehr dankbar. Auch die Zeiten von „Wee“ haben uns für die weitere wirtschaftliche Zukunft nicht unbedingt geholfen. Was nützt es uns, wenn Dauerkarten fast hergeschenkt wurden, die Halle dadurch voll war, aber die Leute jetzt höhere Preise bezahlen müssen als vor drei Jahren. Sportlich war das alles legitim, aber es war leider nicht nachhaltig.
Das klingt nach vielen Baustellen?
Ja klar hat man viele Baustellen, aber das wusste ich vorher. Wenn man mir zwei Jahre Zeit gibt, dann haben wir vieles geändert, was ich für wichtig halte. Es darf keinen Stillstand geben. Es gibt Beispiele, wo Mannschaften nach einem Abstieg drei oder vier Jahre in der Versenkung verschwunden sind, das darf und wird uns nicht passieren. Ich bin fest davon überzeugt, dass uns unsere treuen Sponsoren, Partner und Zuschauer diese Zeit geben und auch den Weg mitgehen werden.
Was änderst Du im Hinblick auf die Sponsoren?
Wir haben ein tolles Stadion, wofür ich sehr dankbar bin, allerdings müssen wir hier mit den zahlreichen Partnern eine neue Struktur reinbringen. An der Bande stehen zu viele Partner in unterschiedlichen Größen. Hier muss ich versuchen, einheitliche Größen zu verkaufen beziehungsweise die jetzigen Partner besser sichtbar für die Öffentlichkeit machen. Hier wurden nur schnell die fehlenden Meter verkauft oder aber auch Partner an der Bande hängen gelassen, die gar nicht mehr bezahlt haben. Jeder Bandenwerbungs-Sponsor, der es auch bleiben möchte, muss an der Bande sichtbarer werden. Außerhalb des Eises muss ebenfalls eine anständige Struktur reingebracht werden. Die vielen Partner, die wir haben, dürfen nicht in einem Schilderwald untergehen. Dies gilt es zu verbessern, aber das braucht seine Zeit, denn viele Sponsoren haben ja laufende Verträge. Diese müssen jetzt überarbeitet und angepasst werden.
Das Eis soll wieder bemalt werden, denn ich glaube, dass der Partner dort besser wahrgenommen wird. Es soll aber keine kleinen Zusatztexte mehr auf dem Eis geben, sondern nur noch die Firmenlogos oder -namen.
Wie sieht es mit der Trikotwerbung und dem Stadionnamen aus?
Wir haben noch bis Ende September Zeit, das Trikot final fertig zu bekommen. Wir werden auch einen neuen Stadionamen bekommen. RSS war hier ein sehr guter Partner, aber wir haben uns verständigt, dass RSS im Stadion präsenter wird und den Weg in Sachen Stadionnamen für etwas Neues freimacht. Danke an Herrn Schmidt-Starrock, der als Fan und Unternehmer letzte Saison viel Geld bezahlt hat. Er bleibt uns erhalten und wir haben eine weitere lukrative Fläche zu vermarkten.
Wie soll das Stadion in Zukunft heißen?
Das werden wir gemeinsam mit dem Partner im Sommer bekanntgeben, wenn die Verträge unterschrieben sind.
Wie ist der sportliche Plan, nach welchen Gesichtspunkten wird die Mannschaft zusammengestellt? Wer hat hier als Trainer oder Geschäftsführer welche Aufgaben? Es gibt noch einige Fragen, die noch nicht beantwortet wurden, …
Am Wochenende gibt es den zweiten Teil des großen Sommerinterviews, das Pressesprecher Thomas Spiesl mit Geschäftsführer Ralph Bader führt.