Im ersten Teil des Sommerinterviews sprach Löwen-Geschäftsführer Ralph Bader mit Pressesprecher Thomas Spiesl über die aktuelle wirtschaftliche Lage und die finanziellen Grundlagen für die neue Saison. Im zweiten Teil äußert sich der Geschäftsführer zu den sportlichen Planungen und Perspektiven für die neue Oberliga-Saison.
Nach dem sportlichen Abstieg aus der DEL 2 war klar, dass die Mannschaft ein neues Gesicht bekommt, nach welchen Kriterien habt ihr entschieden welche Spieler bleiben?
Grundsätzlich muss man sich ja erst einmal Gedanken machen, was man für eine Mannschaft in Bad Tölz in der Oberliga sehen will und welche Ausrichtung wir haben.
Kannst Du uns das erklären?
Wir wussten erst Mitte April, wo unser Weg hinführt. Die Oberliga-Mannschaften, die als Ziel den Aufstieg in die DEL2 haben oder sich neu ausrichten wollen, konnten schon über Monate planen und an ihrem Kader basteln. Nur ganz wenige Clubs der DEL2 und der Oberligen hatten keine Planungssicherheit. Wir hatten schon einige Verträge für die DEL2, egal ob mit eigenen oder neuen Spielern. Nach dem Abstieg war das aber alles hinfällig und wir mussten alles neu planen, bei null anfangen. Schon vorab vielen Spielern einen Vertrag zu geben, wäre sportlich unverantwortlich gewesen und das wollte ich auch nicht. Auch bei einem Klassenerhalt wäre eine Veränderung notwendig gewesen, denn die Mannschaft der letzten Saison spielte gegen den Abstieg und viele Spieler konnte man ja schlecht mit einem weiteren Vertrag, egal ob in der DEL2 oder der Oberliga, dafür belohnen. Also war klar, es gibt einen kompletten Neuanfang. Dies war auch so gewollt, denn das Gehaltsgefüge wäre so nicht mehr machbar gewesen.
Wie geht man da vor?
Es gab Spieler, um die man sich bemüht hat, dass sie weiter in Bad Tölz spielen und es gab Spieler, bei denen wir uns entschieden haben, dass es besser ist, wenn man sich trennt. Die Gründe dafür sind entweder sportliche oder eben auch wirtschaftliche. Gerade in Bad Tölz war die Sehnsucht ja sehr groß, dass wieder mehr junge und einheimische Spieler zu sehen sind. Deshalb stand ganz oben auf der Prioritätsliste, dass die jungen Spieler wie Fichtner, Hörmann, Späth, Gißibl, Engel und Ott eine neue oder auch eine weitere Chance erhalten. Diese Youngster sollen Ihren Platz und das Vertrauen bekommen und müssen auch spielen.
Wie laufen solche Verhandlungen ab?
Die Jungs wollen alle für Ihren Heimatclub spielen, sind hoch motiviert, dass sie eine Chance bekommen. Wir haben das Glück, dass sie alle schon mit der Schule oder der Ausbildung fertig sind und sich voll auf das Eishockey konzentrieren können. Sie alle müssen auch etwas verdienen, die Zeiten sind vorbei, dass Nachwuchsspieler nur stolz drauf sein sollen zu spielen. Sie brauchen alle auch Geld zum Leben, auch wenn sie teilweise noch von zu Hause unterstützt werden.
Bist Du zufrieden mit den Verpflichtungen aus dem Nachwuchs?
Ja klar, es gibt nicht viele Clubs, die sich so aus dem eigenen Nachwuchs bedienen können, wie wir in Bad Tölz. Allerdings muss man auch sagen, dass es für die Jungs einfacher ist in der Oberliga eine Chance zu bekommen als in der DEL 2. Früher, als der Nachwuchs noch erstklassig war, war dies auch einfacher. Ich freue mich aber natürlich auch, dass zum Beispiel Oliver Ott bei uns bleibt. Er ist zwar noch jung, aber muss in der Oberliga schon ein absoluter Stammspieler sein.
Viele wollen wissen, wie die Verhandlungen mit Schlager und Dibelka abgelaufen sind, was kannst Du uns da sagen?
Ich hatte beiden Spielern schon während der Play-Downs gesagt, dass sie sich keine Sorgen machen müssen mit ihren Verträgen und wir auch für die Oberliga eine Lösung finden werden. Philipp und Lubor sind Spieler, die jedem Oberligisten gut zu Gesicht stehen. Da gab es gar keine Überlegungen, dass man sie nicht mehr behalten will. Mit Philipp habe ich zwei Gespräche geführt und wir waren uns sehr schnell einig. Ihm war auch klar, dass es in der Oberliga andere Rahmenbedingungen gibt, trotzdem hat er sofort unser Angebot, welches sehr fair war, angenommen und unterschrieben. Er ist eben ein Spieler, für den nur Bad Tölz in Frage kommt – hier hat sich die gegenseitige Wertschätzung gezeigt.
Lubor hatte von uns das gleiche Angebot wie für die DEL2, keinerlei Gehaltskürzungen und auch weiterhin alle Zusagen vom ECT für seine Arbeit im Nachwuchs. Das Paket über zwölf Monate war sehr gut. Der einzige Unterschied war, dass ich ihm keinen Zweijahresvertrag angeboten habe, doch dies war nicht ausschlaggebend. Lubor zögerte von Beginn an, sagte auch nicht, zu welchen Bedingungen er bleiben würde. Auch sein Vermittler stellte keine neuen Forderungen und konnte uns die Gründe nicht sagen. Lubor Dibelka wollte einfach weg. Dies war für uns natürlich ein herber Schlag, denn im Mai ist so ein Spieler sportlich für uns nicht zu ersetzten. Menschlich hat uns das alle sehr enttäuscht, vor allem der ECT hat ihm eine sehr gute Perspektive für die Zukunft gegeben, die auch sehr teuer war. Es ist ja nicht so, dass ein Spieler einfach mal so geht, da hängt noch viel mehr dran.
Wie gehst Du damit um, dass er ausgerechnet zum SC Riessersee gewechselt ist?
Mir ist das völlig egal ob er nach Rosenheim oder Garmisch geht. Wenn jemand die Chance ergreift und einen Spieler holt, der frei ist, ist das doch legitim. Viele Spieler, Trainer und auch jetzt auch Geschäftsführer haben schon für beide Clubs gearbeitet. Ich persönlich bin da total weit weg und emotionslos. Aber über die Art und Weise von Lubor darf man sich natürlich schon seine Gedanken machen.
Wie gingen die Planungen weiter?
Schon im April hat man gewusst, dass der Spielermarkt wie leergefegt ist oder aber die Preise völlig überzogen sind. Es gibt Oberliga-Mannschaften im Norden und im Süden, die den Spielern Gehälter zahlen, die es bislang nicht mal in der DEL 2 gab. Wir haben da schon versucht bei dem ein oder anderen mitzuhalten. Aber es ist uns nicht gelungen, weil ich dann auch mal irgendwann nein gesagt habe. Wir haben die Personalkosten um etwa 50% gegenüber der DEL2 gesenkt und wollen ja auch ungefähr 20 Spieler bezahlen. Hier ist eine Mischkalkulation wichtig. Eigene junge Spieler sind für die Reihen drei und vier eingeplant, der ein oder andere wird sich vielleicht auch nach vorne spielen, und schon in den ersten beiden Reihen seine Chance erhalten. Im Sturm haben wir mit Philipp Schlager, Hansi Sedlmayr, Tyler Ward, Oliver Ott und einem weiteren Ausländer schon fünf Stellen eingeplant. Der sechste freie Platz kann hart umkämpft sein, vielleicht schafft es z.B. Ludwig Nirschl oder Anton Engel oder auch noch der weitere Neuzugang, der nächste Woche vorgestellt wird. Dann gibt es da ja noch Christoph Fischhaber, Justi Späth, Dominik Gißibl. Damit hätten wir dann elf Stürmer unter Vertrag und könnten so in die Vorbereitung gehen. Wichtig ist, die zweite Kontingentstelle gut zu besetzen und vielleicht dann im Herbst noch nachzulegen, wenn man sieht, wo es fehlt. Dann wird vielleicht auch der ein oder andere Spieler noch überraschend zu haben sein.
Die Defensive ist aber aktuell noch sehr dünn besetzt?
Das stimmt und das ist auch die größte Baustelle, denn deutsche Verteidiger gibt es einfach nicht oder die wenigen die noch auf dem Markt waren, haben utopische Summen aufgerufen oder die Konkurrenz hat mit gut dotierten Drei-Jahres-Verträgen gelockt. Wir haben mit Alex Fichtner und Nicki Hörmann zwei eigene Verteidiger, die auf dem Papier erst einmal die Positionen fünf und sechs belegen. Mit Eric Gollenbeck haben wir einen Defensivmann gefunden, der in den ersten beiden Reihen spielt und sogar Stürmer spielen könnte. Er ist erfahren und Ryan Foster kennt ihn. Es war ein Zufall, denn beide wurden von mir am gleichen Wochenende verpflichtet. Mit einem weiteren erfahrenen Verteidiger stehen wir in Verhandlungen, hinzu kommt noch ein ausländischer Verteidiger. Natürlich sind fünf Verteidiger zu wenig aber wir schauen, was da noch bis Mitte August oder September machbar ist.
Du hast zwei junge Torhüter im Kader, birgt das nicht auch Gefahr?
Ja und das ist auch so gewollt. Seppi Hölzl hat eine gute Zukunft vor sich und hat es auch verdient in seiner Heimat weiterhin eine gute Rolle zu spielen. Enrico Salvarani ist ein sehr gutes Talent und wird sich im Tölzer Tor zeigen. Er hat Potenzial und will seine Chance nutzen. Solche Spieler brauchen wir, die gerne nach Bad Tölz kommen und an diesem Standort etwas erreichen wollen. Ich bin überzeugt, dass wir hier sehr gut aufgestellt sind.
Inwieweit ist Ryan Foster mit involviert?
Ryan weiß über jeden Spieler Bescheid und kennt den Markt auch sehr gut. Wir sprechen uns hier ab und ich handhabe das immer so, dass ich keinen Spieler verpflichte, den der Trainer nicht will. Genauso hole ich auch keine Spieler, den der Trainer will, aber ich nicht. Wir einigen uns hier immer und schlussendlich ist ja auch das Wirtschaftliche entscheidend.
Wie zufrieden bist du bisher mit der Kaderplanung?
Mir gefällt die Kaderzusammenstellung. Wir haben einige erfahrene Spieler, viele junge Spieler, die alle Potenzial haben. Mindestens zehn Spieler haben eine Tölzer Vergangenheit, das wollen doch unsere Zuschauer sehen. Der Nachwuchs erhält eine Chance, wir haben eine Tölzer Mannschaft, mit der sich jeder identifizieren kann. Welcher Oberligist kann das noch von sich behaupten? Klar ist die Oberliga inzwischen eine weitere Profi-Liga geworden, aberich glaube, dass die bekannten Tölzer Tugenden wieder zum Vorschein kommen und dies auch von allen Seiten honoriert wird. Wenn unsere letzten Verpflichtungen noch alle so klappen wie wir uns das vorstellen, bleibe ich ganz entspannt.
Dein Fazit aus dieser Transferzeit?
Andere Mannschaften hatten einen zeitlichen Vorsprung und konnten schon frühzeitig planen. Das war uns leider nicht möglich. Ich sehe dieses erste Jahr in der Oberliga als Übergangsjahr. Wir haben in Sachen Kaderzusammenstellung das Beste daraus gemacht und können in der neuen Saison frühzeitig unsere sportlichen Planungen beginnen. Ich freue mich auf die Tölzer Buam und bin mir sicher, dass es Ryan Foster und seinem Team gelingt, dem Tölzer Publikum erfolgreiches Eishockey zu bieten.