
Vergangene Woche hatten die Tölzer Löwen für sieben Tage einen besonderen Trainingsgast: Jack Hartigan war bei den Buam zu Gast – ein renommierter Torhütercoach aus Kanada. Der 30-jährige hat schon mit Spielern aus der NHL (u.a. Sidney Crosby), AHL und DEL zusammengearbeitet. Er und Ben Meisner sind gute Freunde. “Es hilft Andi und mir enorm”, sagt der Löwen-Goalie selbst. Hartigan werde wohl in auch in Zukunft noch ein- oder zweimal vorbeikommen.
Wir haben uns mit dem Goaliecoach zu einem Interview getroffen:
Starten wir mit ihrer Person: Womit verdienen Sie ihre Brötchen?
Hartigan: “Ich betreibe die Firma FinnGoalie Hockey Training in Halifax, Nova Scotia. Es ist eine große Torhüter-Schule zuhause in Kanada. Wir trainieren dort über 300 Goalies pro Saison. Im Wesentlichen bieten wir Camps und private Trainings-Einheiten an. Wir arbeiten für Teams und haben sechs oder sieben Trainer als Personal.”
Jetzt sind Sie in Bad Tölz. Wie ist das zustande gekommen?
Hartigan: “Ich habe schon zu meiner aktiven Zeit ein wenig in Europa gespielt. Danach habe ich Ben für sieben Jahre trainiert und auch vorher standen wir gemeinsam auf dem Eis. Als ich aufgehört habe selbst zu spielen, habe ich mit ihm in Halifax an seinem Spiel gearbeitet. Nun ist er hier in Bad Tölz gelandet. Es gab keinen Torhüter-Coach dieses Jahr, also war es eine tolle Chance für mich herzukommen und mit Ben und Andi Mechel zu arbeiten – um zu sehen, ob ich ihnen weiterhelfen kann.”
Ben Meisner hatte im Heimspiel gegen Freiburg einen Shutout. Auch das Ergebnis der Arbeit mit Ihnen?
Hartigan: “Ben hat sehr hart an seinem Spiel gearbeitet. Es war also eigentlich unmöglich die Saison ohne einen Shutout zu beenden. Er hatte schon in der DEL sehr starke Statistiken – immer eine Fangquote von über 90%. Er hat bewiesen, dass er dort ein hervorragender Goalie sein kann. Ich wusste also, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis er beginnt in der DEL2 zu dominieren.”
Lassen Sie uns über Bens Artikel in “Players Tribune” reden. Haben Sie ihm damals etwas angemerkt?
Hartigan: “Es ist etwas, dass er lange für sich behalten hat. Aber natürlich waren die Angstzustände teilweise spürbar. Aber glücklicherweise weiß ich als Goalie-Coach, dass jeder mit seinen eigenen Kämpfen auskommen muss. Ich bin froh, dass ich ihm helfen konnte und so sehr ich konnte für ihn da sein konnte. Natürlich war es sehr hart, den Artikel zu lesen und zu erkennen, was er durchgemacht hat. Man fühlt sich immer etwas schuldig, dass man nicht für ihn da war. Man weiß nie, was andere Menschen durchmachen. Deswegen ist es so wichtig, in solchen Situationen für seine Mitmenschen da zu sein.”
Ist der mentale Part des Spiels vielleicht sogar wichtiger, als alles andere?
Hartigan: “Definitiv. Für einen Torhüter ist es vielleicht 20% Technik und Training. Die anderen 80% sind mentale Stärke. Nach Bens Artikel sind viele Torhüter an die Öffentlichkeit gegangen und haben über ihre Ängste gesprochen. Umso länger ich coache, umso mehr sehe ich Torhüter, die mit einer großen Menge an Stress und Angst auskommen müssen. Das ist nichts, was über Nacht geschieht, deswegen ist es umso wichtiger, dass es einige Programme gibt, wo sich die Spieler melden können um mit den Angstzuständen besser auszukommen. Das kann ansonsten zu Depressionen führen, umso wichtiger sind die Programme wie “Lift the Mask”, die extra für Torhüter ins Leben gerufen wurden. Ich denke besonders Torhüter haben täglich mit solchen Problemen zu kämpfen. Es ist schwer zu glauben, dass das einfache Ausüben eines Sports das auslösen kann, aber es liegt einfach enorm viel Druck auf den Schultern, Leistung zu erbringen.”
Danke für die Zeit, Jack Hartigan!