Derbys sind meist hochemotional. Egal in welcher Liga, egal in welchem Land, egal in welcher Sportart. Am Freitagabend haben die Tölzer Löwen und der SC Riessersee allerdings auf ein Neues bewiesen, warum ihre Rivalität den anderen noch eine Stufe voraus ist. 4115 Zuschauer sahen ein sehr spannendes Spiel und einen 3:2-Löwensieg. “Eines der geilsten Derbys, die ich jemals gesehen habe”, urteilte ein langjähriger Tölzer Fan nach der Partie.
“Es ist ein sehr positives Signal an die Mannschaft, was die Mannschaft letztendlich erreichen kann, wenn jeder nach wie vor zusammenhält und eine hohe kämpferische Leistung bringt”
Ereignisse wiederholen sich: Ende Oktober verloren die Tölzer Löwen ihr letztes Auswärtsspiel vor dem Derby in Kaufbeuren. Die Fans blieben trotzdem lange und stimmten ihr Team für das Spiel gegen den SC Riessersee ein. Am vergangenen Freitag, ziemlich genau drei Monate später das selbe Bild: Niederlage beim ESVK, Anfeuerung der Löwenfans und erneut springt der Derby-Heimsieg heraus. Vielleicht war es auch diese zusätzliche Motivation, die offensichtlich neue Kräfte bei den Tölzer Buam freisetzte.
“Es ist ein sehr positives Signal an die Mannschaft, was die Mannschaft letztendlich erreichen kann, wenn jeder nach wie vor zusammenhält und eine hohe kämpferische Leistung bringt”, so Rick Boehm. Schon früh neigte sich das Spiel in Richtung der Löwen. Nach nur dreieinhalb Minuten zog Hannes Sedlmayr von links Richtung Tor – unbedrängt tanzte er Kevin Reich aus und traf zur frühen Führung. “Beide Mannschaften haben ein bisschen zu viele Chancen zugelassen. Die Gegentore, die wir kassiert haben, waren nicht in Ordnung”, monierte Toni Söderholm. Der SCR-Coach kam nach dem Spiel, wie schon nach der ersten Derby-Klatsche in Bad Tölz, mit versteinerter Miene in den Presseraum. “Ich bin enttäuscht. Es war nicht das, was wir können. Es war kämpferisch und läuferisch nicht genug für ein Auswärts-Derby”.
So dauerte es auch nur bis zur elften Spielminute, bis die Tölzer Löwen erneut trafen. Julian Kornelli netzte in Überzahl per Nachschuss ein. “Ich denke der Gegner hat heute seine Qualitäten gezeigt. Offensiv sehr stark, sie lassen die Scheibe sehr gut laufen. Wir haben unsere Chancen gut genutzt”, analysierte Boehm. In der Tat hatte auch der SC Riessersee einige Hochkaräter. Doch es gab einen weiteren entscheidenden Unterschied bei beiden Teams: Kevin Reich hielt sehr gut. Doch was Mikko Rämö am Freitagabend ablieferte war nahezu außerirdisch. Es waren seine Saves und der ungebrochene Einsatz seiner Vorderleute, die die Führung verteidigten.
Erst gegen Ende des zweiten Drittels – ein paar weitere Großchancen auf beiden Seiten den Bach herunter – schaffte es Stephan Wilhelm die finnische Wand zu überwinden. Ein wuchtiger Schlagschuss fand den Weg ins Tor. Mitten ins Herz der Tölzer Südkurve. Das Spiel drohte zu kippen, doch die Löwen hatten noch einen zweiten spielentscheidenden Finnen in ihren Reihen: Joonas Vihko kam nach seiner Verletzung zurück und schoss zwanzig Sekunden vor Drittelende zum 3:1 ein. Ein enorm wichtiges Tor.
“Wir haben bis zum Ende gekämpft, aber es war nicht gut genug. Ich glaube Tölz hat die Punkte heute verdient”
So gingen die Löwen zumindest mit einem kleinen Polster ins Schlussdrittel. Klar, dass der Tabellenzweite sich nicht einfach mit der Derbyniederlage abfinden wollte. “Wir haben bis zum Ende gekämpft, aber es war nicht gut genug. Ich glaube Tölz hat die Punkte heute verdient”, so Söderholm. Der SC Riessersee hatte einige Großchancen im letzten Abschnitt, doch Mikko Rämö wuchs im Löwentor über sich hinaus. Bis zur 59. Spielminute. Dann traf Richie Muller zum Garmischer Anschlusstreffer. Zittern war angesagt. Aber die Sorgen der Tölzer Anhänger waren unbegründet: Die Löwen überstanden auch die letzten eineinhalb Minuten und schafften die Mini-Sensation gegen den großen Favoriten vom Riessersee.
“Wir sind sehr glücklich über den Sieg und ich denke jeder, der das Spiel mitbekommen hat kann sich freuen.”
Es sind diese Abende, die die Tölzer Löwen ausmachen. Mit einer solchen Leistung kann jedes Team in der Liga geschlagen werden, sogar der vermeintlich übermächtige Nachbar von der Zugspitze. “Ich denke im Mittelpunkt steht natürlich der Einsatz der Mannschaft und die kämpferische Leistung. Heute hatten wir sicherlich einen sehr starken Torwart und das notwendige Glück, das wir vielleicht auch verdient haben. Wir sind sehr glücklich über den Sieg und ich denke jeder, der das Spiel mitbekommen hat kann sich freuen”, so das Fazit von Rick Boehm. Der Löwencoach war auch sehr zufrieden mit seinem vorübergehenden Neuzugang Johannes Huss: “Er hat etwas Zeit gebraucht ins Spiel reinzukommen, aber dann eine sehr starke Leistung”. Der 19-jährige bildete ein Verteidigungspaar mit dem 20-jährigen Tom Horschel und gab direkt eine Vorlage.
Der Adrenalinspiegel im Tölzer Land dürfte auch am Tag danach noch nicht auf dem Normalniveau angekommen sein. Zu spannend war das 237. Oberland-Derby. Mit dem 3:2-Sieg bleibt es dabei: Jeweils die Heimmannschaft konnte die Punkte im Rivalenduell bei sich behalten. Besonders für die Tölzer Buam ein bedeutsamer Erfolg.