Seit auf den Tag genau zwei Monaten ist Christian Donbeck als Löwen-Geschäftsführer im Amt. In der Zeit ist sehr viel passiert. Im Interview redet er über den neuen Hauptsponsor wee, das Lizenzierungsverfahren und Vertragsverhandlungen.
Herr Donbeck, beschreiben Sie doch mal ein bisschen, was in den vergangenen Wochen alles passiert ist.
Wir wissen seit Ende April, dass wir sportlich in die DEL2 aufgestiegen sind. Wir haben dann sofort mit den Planungen angefangen, nachdem Beirat und Präsidium alles abgesegnet hatten. Die große Frage war: Wie setzt man alles um? Bei einem Aufstieg muss man schließlich vieles berücksichtigen: Sponsoren, Spieler, Trainer, die Struktur rundherum. Aber alle waren und sind hochmotiviert.
Welches war bislang die größte Aufgabe?
Wir haben viel Arbeit in das Sponsoring gesteckt. 60 bis 70 Prozent unseres Etats in Höhe von etwa 1,3 Millionen Euro setzen sich aus Sponsoreneinnahmen zusammen. Der Rest kommt von den Zuschauereinnahmen. Wir mussten sowohl mit unseren etwa 170 bestehenden Sponsoren sprechen, als auch neue akquirieren.
Wie war die Resonanz?
Wir waren wirklich mit jedem in Kontakt. Wir haben keine Absage erhalten. Dazu kam, dass wir von jedem eine schriftliche Bestätigung gebraucht haben, dass er weiter macht – wegen der Lizenzierung für die DEL2. Das Verfahren ist extrem umfangreich und genau, es muss alles belegt sein. Und das alles in einem kurzen Zeitfenster.
Ein paar Worte zum Lizenzierungsverfahren?
Wir haben vom Finanzamt, von Krankenkassen, von Berufsgenossenschaft nicht nur Unbedenklichkeitserklärungen erhalten, sondern auch alle Beträge fristgerecht bezahlt. Auch Spielergehälter. Und das ist natürlich ein riesiger Vorteil. In diesem Zusammenhang ist mir eines ganz wichtig: Ohne die Mithilfe von Frau Breiter und ihrer Kanzlei – hier zu erwähnen ist auch Herr Doll – und Herrn Baumann von ETL wäre die Lizenzierung unmöglich gewesen. Frau Breiter arbeitet seit Dezember ehrenamtlich. Wenn sie ihre Arbeit in Rechnung stellen würde, wäre das ein hoher fünfstelliger Betrag. Der Dank an Frau Breiter und ihr ganzes Team kann gar nicht groß genug sein. Sie haben großen Anteil daran, dass wir unsere Unterlagen so sauber abgeben konnten. Jetzt warten wir darauf, ob die DEL2 noch irgendwelche Informationen von uns braucht. Die Unterlagen sind vollständig, wir sind laut dem Ligenleiter Herrn Rudorisch auf einem guten Weg. In etwa 14 Tagen steht das Lizenzierungsgespräch in Ingolstadt an. Eine Woche später werden dann alle Entscheidungen fallen.
“wee ist eine riesige Chance für das Tölzer Eishockey und die ganze Region”
Einen wichtigen Anteil daran, dass die Unterlagen so eingereicht werden konnten, hat der neue Hauptsponsor wee. Können Sie ein bisschen etwas zu dem Partner sagen?
Es ist für uns ein Riesengewinn, dass sich eine Firma in der Größenordnung für Tölz engagiert. Wee fördert nicht nur das Eishockey in Bad Tölz, sondern plant auch viele Veranstaltungen gemeinsam mit der Stadt. Veranstaltungen, die wiederum den Tourismus fördern können. Bad Tölz erhält dadurch überregionale und internationale Aufmerksamkeit. Auch Gastronomie und unsere Brauerei Hacker-Pschorr werden von Veranstaltungen in der Arena profitieren.
Es ist auch nicht irgendjemand, der hier bei uns einsteigt. Cengiz Ehliz, der Gründer von wee, ist in Bad Tölz geboren. Er hat eine unglaubliche Verbindung und ist sich 100-prozentig bewusst, warum er aus vielen Bewerbern Bad Tölz gewählt hat. Nicht nur, weil wir uns gut präsentiert haben, sondern weil das hier seine Heimat ist. Seine Geburtsstadt. Er hat eine unglaubliche Verbundenheit, die es nur selten gibt.
Ein zentraler Punkt von wee ist das Einführen der Cashback-Karte. Wie hat man sich das vorzustellen?
Die Karte ist eine innovative, neue Zahlungsform. Als vor 25 Jahren die ersten mit Handys rumgerannt sind, hat jeder die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen. Wenn zehn Jahre später jemand mit einer Scheckkarte dahergekommen ist, hat man gesagt: Was ist das für ein Angeber. Jetzt sind wir in einem Zeitalter angekommen, in dem solche bargeldlosen Zahlungsformen die Zukunft sind. In der Allianz Arena zum Beispiel läuft alles bargeldlos.
Bei uns wird der Prozess Schritt für Schritt umgesetzt – so, dass er für jeden angenehm ist. Es kann wirklich jeder profitieren. Ein Beispiel: Ein Familienmitglied erledigt Einkäufe in Bad Tölz, lässt sich auf seiner wee-Karte den Bonus gutschreiben und kann mit der Rückzahlung umsonst ins Eishockey gehen. Das ist eine super Sache für jeden Eishockey-Fan – und für die Tölzer Händler, bei denen eingekauft wird.
Und es funktioniert nicht nur in Tölz. Wenn ein Fan aus Dresden sich in Tölz die Karte holt, kann er damit bei den wee-Partnern in Dresden einkaufen und beim nächsten Auswärtsspiel in Tölz mit seinem angesammelten Bonus bezahlen. Er braucht kein Geld. Das ist eine riesige Chance – für die ganze Region. Man darf nicht ablehnend sein, nur weil es neu ist.
Wer aus Datenschutzgründen Angst vor der Cashback-Karte hat, der soll an Facebook oder WhatsApp oder auch nur an seine E-Mail-Adresse denken und dort sofort aussteigen. Diese Registrierungen sind weitaus umfangreicher. Man benötigt nur eine E-Mail-Adresse, um sich bei wee anzumelden.
Was passiert derzeit mit dem Partner wee?
Wee muss einen hohen sechsstelligen Betrag investieren, um alles umzustellen. Das wird Schritt für Schritt passieren, denn der Kunde und Fan soll immer zufrieden sein. Die Umsetzung ist zeitintensiv. Das passiert jetzt parallel zum Spielbetrieb, zur Lizenzierung, und allen anderen Sponsoren. Bei wee arbeiten acht Personen am Projekt Bad Tölz rund um die Uhr und ich bin der Ansprechpartner hier vor Ort. Aber da spielt der Aufwand keine Rolle, wenn man so einen Partner für die Zukunft gewinnen hat können.
Wie sehen die Gespräche mit weiteren Sponsoren aus?
Alle bestehenden Sponsoren haben wie bereits erwähnt bis jetzt mitgezogen, keiner ist ausgestiegen. Das zeigt die Loyalität der Sponsoren, die diese Liga mittragen möchten. Aber wir werden in den nächsten Wochen auch zehn neue, sehr gute Sponsoren präsentieren können. Das ist jetzt ganz ganz wichtig – gerade in Hinblick auf die Verpflichtungen.
Warum das?
In der DEL2 wird ganz klar kontrolliert. Wir mussten einen Budgetrahmen bei der Lizenzierung angeben. Wenn wir jetzt einen Kontingentspieler verpflichten, der 10000 Euro über diesem Rahmen liegt, müssen wir entsprechende Sponsorenverträge einreichen, die zeigen, dass wir das stemmen können. Deswegen sind wir erst einmal vorsichtig, was die Ausländerpositionen angeht. Wir sind froh, dass wir momentan so gute Sponsorengespräche führen. Das ist aber nichts, was von heute auf morgen passiert. Da werden mehrere Termine abgehalten. Wir müssen alles auf den jeweiligen Sponsor zuschneiden. Je mehr gute Sponsoren wir haben können, desto größer wird die Qualität unserer Ausländerpositionen. Deswegen schieben wir diese Verpflichtungen nach hinten. Denn der Markt an Importspielern ist sehr groß. Wir konzentrieren uns jetzt zunächst auf die einheimischen Spieler.
Vertragsverhandlungen: “In den nächsten zwei Wochen werden wir Vollzug vermelden können”
Wie laufen hier die Gespräche?
Mit den bestehenden Spielern laufen die Vertragsverhandlungen. Ein paar haben noch Verträge. Viele waren jetzt im Urlaub, und wir hatten viel zu tun mit der Lizenzierung und unserem Hauptsponsor, um den Spielbetrieb zu sichern. Aber in den nächsten zwei Wochen werden wir Vollzug vermelden können.
Wie werden sich die Eintrittspreise verändern?
Bei den Preisen haben wir uns an den anderen Teams in der Liga orientiert. Es gibt nur noch eine Sitzplatz-Kategorie, um alles einfacher und transparenter zu machen. Wir haben versucht, alles in einem gesunden Maß zu gestalten.
Mit dem TEV Miesbach wird es in der kommenden Saison eine Kooperation geben.
Das stimmt, wir stehen mit unserem Nachbarn in Kontakt. Das ist wichtig für die Spieler aus der DNL, für die der Sprung in die DEL2 – aus welchen Gründen auch immer – zunächst zu groß ist. Sie erhalten die Chance, in der Oberliga ihre ersten Schritte im Seniorenbereich zu machen. Da ist ein Partner, der nur eine Viertelstunde weg ist und mit dem man freundschaftliche Verbindungen hat, natürlich ideal.
Neben Miesbach geht es in der Vorbereitung ja auch gegen Riessersee, Kaufbeuren, Bietigheim und Rosenheim. Ein attraktives, aber auch hartes Programm.
Wir haben das bewusst so gewählt, damit wir wissen, wo wir stehen. Ich meine das nicht nur in Bezug auf das Ergebnis, sondern für jeden einzelnen Spieler. Jeder soll zeigen können, wie stark er ist. Es muss aber auch klar sein: Es gibt keinen Welpenschutz. Weder für den Geschäftsführer, die Spieler noch sonst irgendeinen Beteiligten. Jeder muss zeigen, ob er das Zeug für die zweite Liga hat. Denn die DEL2 wird keine Wohlfühloase werden.
“Wir wollen was bieten – weil wir haben was zu bieten!”
Ist für die ersten Saisonspiele schon etwas geplant?
Wir werden versuchen an den ersten beiden Spieltagen – egal gegen wen wir spielen – alle in der Region wieder fürs Tölzer Eishockey zu begeistern. Sponsoren, Vereine, Schüler, alle wollen wir in die Eishalle bekommen, dass wir die Bude richtig voll haben. Auch weitere Aktionen sind angedacht, wie etwa ein Silvesterspiel. Wir werden einen Videowürfel installieren und arbeiten gerade daran SpradeTV einzusetzen. Auch die von der Liga geforderten Übertorkameras für den Videobeweis setzen wir um. Wir gehen Schritt für Schritt, aber wir wollen richtig Gas geben. Wir wollen nicht sagen: „Wir sind die kleinen Tölzer, danke, dass ihr uns aufgenommen habt.“ Wir wollen richtig was bieten – weil wir haben was zu bieten!
Wie sieht das Ziel für die kommende Saison aus?
Wir werden in kein Spiel gehen und sagen: Hoffentlich ziehen wir uns achtbar aus der Affäre. Hundertprozentig nicht. Jeder, der mit dem Tölzer Eishockey in Verbindung ist – egal wer – muss in Fleisch und Blut haben, dass wir jedes Spiel gewinnen wollen, egal was es kostet. Und wenn uns jemand schlägt, muss er sagen: „Wahnsinn. Wir haben zwar gewonnen, aber was war das für ein brutaler Aufwand. Die Tölzer sind verrückt, die kämpfen bis zum letzten Tropfen.“
Wir werden uns nicht unterkriegen lassen, auch wenn die Ergebnisse mal nicht so positiv sind. Wir geben Gas und fighten von der ersten bis letzten Minute. Ich hoffe, dass der Funke an Fans und Sponsoren überfliegt, dass wir lang- und mittelfristig so weiter arbeiten können.
Tölz ist ein toller Standort. Wir haben eine unglaubliche Vergangenheit, wir haben einen überragenden Nachwuchs, wir haben Spieler in den höchsten Klassen. Wir stehen mit einem Fuß in der DEL2. Warum sollen wir mit gebückter Haltung rangehen? Nein, wir gehen die Aufgabe mit breiter Brust an.